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Freeride-Überfliegerin Zuza Witych im Gespräch | Montec Magazine

Zuza Witych hat sich in Sachen Freeriding schnell einen Namen gemacht. Die gebürtige Polin stand als Dreijährige erstmals in der Hohen Tatra auf Ski und war hellauf begeistert. Mit ihrer Leidenschaft und ihrem unstillbaren Drang nach Abenteuern hat sie es in der Freeride-Community mittlerweile bis ganz nach oben geschafft.

Ihre furchtlosen Auftritte auf zwei Brettern haben ihr zahlreiche Preise eingebracht, darunter Podiumsplätze  bei weltklasse Events wie der Freeride World Tour. Doch Zuza, die für ihre technisch sauberen, kreativen und souveränen Runs bekannt ist, ruht sich nicht auf ihren Lorbeeren aus, sondern lotet die Grenzen im Freeriden immer wieder neu aus.

Im Interview gibt uns die polnische Pionierin Einblicke in ihr Training und Mindset und verrät, welche Herausforderungen Contests auf globaler Ebene mit sich bringen.

Interview mit Zuza Witych

Hallo Zuza, steigen wir doch direkt mit einer Frage zur abgelaufenen Saison ein. Wie hat es sich angefühlt, 2024 wieder bei der FWT an den Start zu gehen?

Es war eine unglaubliche Ehre, dass von den unzähligen Bewerberinnen ausgerechnet ich eine Wildcard erhalten habe. Ich empfand es als Anerkennung für meine bisherigen Leistungen und Erfolge. Gleichzeitig war die Nominierung ein riesiger Ansporn für mich, mit meinen Rides zu beweisen, dass ich einen Platz auf der FWT verdient habe.

Was war die größte Herausforderung, der du dich in diesem Winter stellen musstest?

Ich habe mich selbst enorm unter Druck gesetzt und wollte allen zeigen, was ich kann. Dadurch war es manchmal etwas schwierig, eine gesunde Balance aus dem nötigen Risiko einerseits und einer strategischen Herangehensweise an bestimmte Competitions andererseits zu finden.

Vor Beginn der Tour hast du gesagt: „Jest gotowa zrzucić klify.“ Sinngemäß bedeutet das, dass man bereit sein muss, sich von Klippen zu stürzen. Gerade bei deinem phänomenalen Siegeslauf in Verbier bist du deinem Motto voll und ganz gefolgt. Wie hast du dich auf diesen Run vorbereitet?

Als ich den Berg in dieser Saison zum ersten Mal sah, hatte ich meineLine direkt vor Augen. 

Diese Hangseite wurde in den letzten Jahren nicht sehr häufig befahren. Doch um ehrlich zu sein, war mir die schiere Größe der Cliffs zunächst gar nicht bewusst. Erst in der Luft dämmerte mir, dass sie viel größer sind, als ich dachte (lacht).

Vor dem Start habe ich mir vorgenommen, einen smoothen Ride hinzulegen, der ein schönes Bild abgibt. Und ich wollte im Ziel stolz auf mich und meinen Run sein. Daran habe ich mich während des Laufs gehalten.

Zuza gewann den ersten Platz in Verbier

Du hast bisher eine fantastische Karriere hingelegt: Du konntest 2021 und 2024 jeweils den dritten Rang in der FWT-Gesamtwertung holen, hast Gold auf europäischer Ebene gewonnen und bist achtfache polnische Freeski-Meisterin. 

Wie ist es dir gelungen, deinen Erfolgen im Freeskiing weitere im Freeride folgen zu lassen?

Ich hatte gar nicht vor, eine Karriere im Freeride zu starten. Erst als ich vor sechs Jahren in die Schweiz gezogen bin, stand ich das erste Mal auf Freeride-Ski. Ein paar Leute aus meiner neuen Heimat haben mir das Freeriden nähergebracht. Eines Tages haben sie mich ermutigt, an FWQ-Contests teilzunehmen. So hat alles begonnen. Ich holte gleich bei meinem ersten Antritt den Sieg und war natürlich Feuer und Flamme. Dann bin ich im FWQ-Ranking ziemlich schnell nach oben geklettert und qualifizierte mich innerhalb von zwei Saisons zum ersten Mal für die FWT. Damit ist natürlich ein Traum in Erfüllung gegangen.

Mittlerweile hast du zahlreiche Siege errungen. Gibt es in deiner Karriere einen Moment, der dich besonders geflasht hat?

Mein erster Sieg auf der FWT überhaupt in meinem Debütjahr ist definitiv ein solcher Moment gewesen. Das war in Fieberbrunn in Österreich. Das i-Tüpfelchen war natürlich, dass ich durch diesen Erfolg zum ersten Mal in meiner Laufbahn in der Gesamtwertung unter den Top 3 war.

Zuza wurde zweimal Gesamtdritte in der Freeride World Tour 2021 und 2024, Europameisterin mit Goldmedaille und achtmalige Freeski-Polenmeisterin

Werfen wir einen Blick auf die kommende Saison. Worauf freust du dich am meisten? Hast du spezielle Ziele, die du schon jetzt mit uns teilen möchtest?

Ach, ich freu mich einfach drauf, wenn es wieder losgeht. Vor allem, da ich die letzte Saison wegen einer Knieverletzung vorzeitig beenden musste. Mal sehen, vielleicht genieße ich noch einen Monat lang den Sommer und dann kann meinetwegen der Winter wieder kommen ;)

Was die Ziele betrifft: Ich glaube, alle auf der FWT träumen davon, den Titel zu holen … Da bin ich keine Ausnahme :)

Wie bereitest du dich im Sommer auf den nächsten Winter vor? Was machst du, wenn es draußen warm ist?

Ich bleibe den ganzen Sommer über aktiv, bin viel auf dem Rad unterwegs, trainiere draußen in der Natur und mache einfach viel Sport. Ab Juli oder August bereite ich mich dann gezielt auf die neue Saison vor. Ab November trainiere ich für gewöhnlich auf Gletschern im Schnee.

Welchen Rat kannst du anderen geben, die ihre Freeride-Skills aufs nächste Level heben wollen? Hast du vielleicht ein paar Tipps parat, wie man den ersten Contest in Angriff nehmen kann?

Wenn du deine Freeride-Skills verbessern willst, musst du viel in anspruchsvollen und schwierigen Bedingungen riden. Und du musst Spaß daran finden. An einem einzigen Tag mit schwierigen Verhältnissen lernst du mehr als in einem ganzen Monat unter perfekten Bedingungen. Wenn du diese Herausforderung annimmst, reifst du zum einen zu einem besseren Fahrer*in heran und weißt darüber hinaus einen Tag mit perfektem Powder dreimal mehr zu schätzen.

In Sachen Competitions ist das Wichtigste, keine Angst zu haben. Geh einfach raus und probier es! Mach dir bewusst, dass die anderen wahrscheinlich die gleichen Gedanken und Zweifel haben wie du. Außerdem hast du absolut nichts zu verlieren. Im schlimmsten Fall macht es dir keinen Spaß. Dann lässt du es eben bleiben … Aber ich glaube, dass sich die meisten genauso in den Sport verlieben werden wie ich ;)

Um die Freeride-Fähigkeiten zu verbessern, empfiehlt Zuza, unter herausfordernden Bedingungen zu fahren

Wie wir gehört haben, ist Verbier dein Lieblingsskigebiet. Was macht es für dich so besonders?

Der Ort hat mir in diesem Jahr sehr viele Glücksmomente beschert. Ich konnte hier meine zwei besten Saisonergebnisse einfahren, einen ersten und einen zweiten Platz. An Verbier liebe ich das Terrain, die Atmosphäre und die Menschen. Viele meiner Freunde wohnen hier und es ist nicht weit von meinem Zuhause :)

Spulen wir dein Leben als Skiläuferin noch einmal zurück. Hast du einen Lieblingsmoment auf zwei Brettern? Vielleicht eine Tour mit deiner Familie, mit Freunden oder einen Contest, der dir in besonderer Erinnerung geblieben ist?

Puuh, das ist eine schwierige Frage. Es gibt viele solcher Momente, da kann ich mich unmöglich auf einen festlegen. Wenn ich es doch tun müsste, fällt mir ein super schöner Frühlingstag im Snowpark ein, an dem ich viele neue Tricks gelernt habe. Alles hat wunderbar geklappt und ich hatte eine Super Zeit mit meinen Leuten. Kurz vor Sonnenuntergang haben wir ein riesiges Barbecue veranstaltet und sind danach im Schein einer Taschenlampe ins Tal gefahren.

Klingt traumhaft! Noch eine Frage zum Abschluss: Was sind deine Lieblingsteile von MONTEC für einen richtig guten Tag in den Bergen?

Fürs Freeriden greife ich gerne zur Fawk Skihose und zur Moss Skijacke. Für einen Tag im Snowpark würde ich mich für die Dune Skijacke und die Kirin Skihose entscheiden ;)